Die Namen der Berge im Arabischen nach den Quellen des Mittelalters

Von Samira Kortantamer (Izmir)

Das Wort für „Berg“ im Arabischen ist „Djabal“, im Plural „Djibâl“, und wird von dem Verb „djabala“ abgeleitet, das folgende Bedeutungen hat: „formen, bilden, gestalten“.

Die Historiker des Mittelalters, die ihre Chroniken mit der Schöpfungsgeschichte beginnen lassen, wie der Verfasser einer 10bändigen Chronik, der berühmte at-Tabarî (st. 923)1, erwähnen bei der Schöpfung oft die 79. Sure ( Sûrat an-Nâzi’ât, „Die Entreißenden“) im Koran, bei der es heißt:“Und er breitete hernach die Erde aus. Er brachte Wasser aus ihr hervor und ihre Weiden und ihre Berge gründete er fest. Eine Versorgung für euch und euer Vieh“.2

Was die Geographen anbelangt, so beginnt z.B. Yâkût al-Hamawî ar-Rûmî (st. 1229), einer der berühmtesten Geographen des Mittelalters, sein 6bändiges geographisches Wörterbuchs („Mu’djam al-Buldân“) mit folgender Eloge: „Gelobt sei Gott, der die Erde als eine Wiege, die Berge als Pfahlen erschaffen hat, daraus Hochebenen, Täler, Wüsten und Länder entstehen, dazwischen Flüsse strömen , Flußtäler und Meere fließen ließ und seine Menschen dazu führte, sich Heimatorte zu finden, wo sie sich Häuser errichteten, Länder bebauten und aus den Bergen Häuser schnitzten“.3

In dem Kapitel über die Entstehung und Beschreibung der Berge gibt dieser Geograph die Einstellung einiger griechischen Wissenschaftler wieder, die die Meinung vertreten, daß die Erde am Anfang wegen ihrer Kleinheit sich gedreht hätte, sich jedoch im Laufe der Zeit verdichtete und stabiler geworden wäre. Er fährt mit seinem Bericht fort, indem er feststellt, daß der Koran auch diese Einstellung bestätigt und noch jenes hinzufügt, nämlich, daß die Erde durch die Berge stabiler geworden wäre. Es gäbe auch Gelehrte, die behaupteten, daß die Berge die Knochen und die Adern der Erde seien.4

Die arabischen Chronisten des Mittelalters erwähnen in ihren Werken die Berge mit ihren Namen, wenn in der Nähe politische, soziale oder naturverbundene Ereignisse stattfinden und geben nicht immer eine Erklärung für die Benennung der Berge.

Die arabischen Geographen des Mittelalters hingegen, wie der berühmte Yâkût al-Hamawî, berichten über die geographische Lage, die Beschaffenheit und die Benennung der Berge sowie deren etymologische Bedeutung, wobei sie den Leser wenn es ihnen bekannt ist über den Grund für die Benennung aufklären.

Wenn wir uns die Namen der Berge in den arabischen Quellen des Mittelalters anschauen, so können wir eine breite Skala von Benennungsgruppen feststellen, wie z.B. die Benennung nach geographischen Orten, nach Stämmen, nach Personen, nach Pflanzen, nach Tieren, nach Farben, nach Gegenständen, nach Naturelementen, nach Eigenschaften und nach Legenden. Wie aus dieser Vielfalt zu erkennen ist, hatten die Menschen eine enge Verbindung zu den Bergen ihrer Umgebung, die sie entweder fürchteten, schätzten, verehrten oder aus ihnen Nutzen zogen. Auf jeden Fall nahmen die Berge im Leben der Menschen einen wichtigen Platz ein.

Als Beispiele für die Gruppe der Benennung der Berge nach geographischen Orten können die Folgenden angeführt werden: der „Djabal Tûr Sînâ“ (der Berg auf der Sinai-Halbinsel), der „Djabal Ispahân“ (der Berg Isfahan), der „Djabal Lubnân“ (der Libanon-Berg) und der „Djabal Bayt al-Makdis“ (der Jerusalem-Berg).

Oft werden die Berge nach den in der Nähe lebenden Stämmen benannt, wie z.B. in Nordafrika die Berge „Djabal Kazûla“, „Djabal Gumâra“ und „Djabal Madyûna“ oder im Libanon die Berge „Djabal `Auf“ und „Djabal `Âmila“. Die Berge können auch nach Sekten benannt werden, wie z.B. der „Djabal ad-Durûz“ in Syrien, der Berg der Drusen, derjenigen ismailitischen Sekte, deren Anhänger sich im Mittelalter dorthin zurückgezogen haben.

Manchmal tragen die Berge die Namen bestimmter Personen, wie z.B. der „Djabal Ibrâhîm“5 (der Abraham-Berg) in Südpersien, wobei der Geograph Yâkût sein Erstaunen über die Benennung ausdrückt, denn Abraham hätte sich dort nie aufgehalten.

Im Nordirak, östlich der Stadt Mosul, befindet sich ein hoher Berg namens „Djabal Mettâ“6 (der Matthäus-Berg), auf dessen Spitze das Matthäus-Kloster („Dayr Mettâ“) errichtet ist. Bei der Benennung dieses Berges kann man wohl von der Vermutung ausgehen, daß sie vom Namen des Klosters herrührt.

In Marokko, in der Hafenstadt Ceuta, trägt der Berg westlich der Stadt den Namen „Djabal Mûsâ“7 . Diesen Namen verdankt er dem berühmten arabischen Kommandanten des Omayyaden-Kalifen al-Walîd (705-715) Mûsâ ibn Nusayr, der im Jahre 711 mit seinen Truppen dort verweilte, bevor er nach Spanien übersetzte. Dieser Mûsâ schickte seinen besten Mann Târik ibn Ziyâd mit 7000 Soldaten als Vortruppe nach Spanien. Târik überquerte das Meer, verbrannte die eigenen Schiffe nach der Landung in Spanien und um seine Soldaten auf den Krieg gegen den König Rodrik vorzubereiten, hielt er ihnen seine berühmte Rede, die folgendermaßen beginnt: „Soldaten! Wohin wollt ihr fliehen? Das Meer ist hinter euch, der Feind ist vor euch, und eure einzige Stütze ist euer Mut, eure Kraft und eure Standhaftigkeit“. Dort, wo Târik in Südspanien als erstes an Land ging, wurde der Berg im Arabischen „Djabal Târik“8 (der Berg Târik) genannt, woraus dann die europäische Version „Gibraltar“ entstanden ist. In den arabischen Quellen kommt dieser Berg auch als „Djabal al-Fath“9 (der Berg der Eroberung) vor, wobei damit die Eroberung Spaniens gemeint ist.

Auf der Arabischen Halbinsel, in der Nähe der Städte Mekka und Medina, befinden sich zwei Berge10, von denen der eine den Namen eines Mannes, „Djabal Adja‘ „, der andere den Namen einer Frau, „Djabal Salmâ“, trägt. Nach Aussagen der arabischen Historiker und Geographen des Mittelalters basiert die Benennung der beiden Berge auf folgender Geschichte: Ein Mann namens Adja‘ ibn Abd al-Hayy verliebte sich in Salmâ, einer verheirateten Frau seines Stammes, die seine Liebe auch erwiderte. So pflegten sich die beiden Liebenden im Haus ihrer Amme al- `Awdjâ‘ heimlich zu treffen, bis sie eines Tages von Salmâs fünf Brüdern und dem Ehemann überrascht wurden und alle drei die Flucht ergriffen. Salmâ floh auf den einen Berg, wo sie von den Verfolgern ermordet wurde, und der Berg wurde nach ihr benannt. Die Amme al-`Awdjâ‘ wurde auf einem Hügel zwischen den beiden Bergen eingeholt und getötet, und der Hügel bekam ihren Namen. Der Mann Adja‘ flüchtete auf den Berg, wo er seine Liebe mit dem Leben bezahlen mußte und dem Berg seinen Namen gab.

Die Namen der Berge basieren manchmal auch auf Pflanzennamen, die sie wegen der dort vorhandenen Fülle der jeweiligen Pflanzen erhalten haben, wie z.B. der westlich von Aleppo liegende „Djabal as-Summâk“11(der Sumach oder Schmack-Berg), der „Djabal Bân“12 (der Meerettich-Berg) im Hedschas, der „Djabal al-Khamr“13 (der Wein-Berg) in Jerusalem, der „Djabal Sabir“14 (der Aloe-Berg) im Jemen, der „Djabal Zaytâ“15 (der Öl-Berg) in Jerusalem, der wegen der Fülle der Olivenbäume so heißt, und der „Djabal `Asîb“16 (der Palmzweigen-Berg) auf der Arabischen Halbinsel.

Einige Berge verdanken ihre Namen den dort vorhandenen Tieren, wie z.B. der „Djabal `Ayr“17 (der Wildesel-Berg) im Hedschas, der „Djabal al-Kabsch“18 (der Widder-Berg) in Ägypten, der „Djabal Ankad“19 (der Igel-Berg) im Hedschas und der „Djabal Adjyâd“20 (der Rennpferd-Berg) in der Nähe von Mekka, weil an seinem Fuße Pferde zum Kauf angeboten wurden.

Über den „Djabal at-Tayr“21 (den Vogel-Berg) in Südägypten auf der östlichen Nilseite erzählt man sich folgende Geschichte: Es heißt, daß er von einer weißen Vogelsorte, „Bûkîr“ genannt, jedes Jahr zur selben Zeit aufgesucht würde. Von diesen Vögeln fliegt ein Vogel nach dem anderen zu einer Spalte am Fuße des Berges, in die er seinen Kopf erst hineinsteckt dann herausnimmt, sich in den Nil stürzt, schwimmt und dann dorthin zurückkehrt, woher er gekommen ist. Dieser Vorgang dauert so lange, bis einer der Vögel seinen Kopf in die Spalte steckt, ihn aber nicht mehr herausbekommt, weil etwas in der Spalte ihn erfaßt. Der Vogel gerät in Panik, bleibt dort hängen, bis er stirbt und fällt später herunter. Sobald das eintrifft, verlassen die anderen Vögel den Ort und lassen sich erst im nächsten Jahr zur selben Zeit auf diesem Berg wieder blicken. In einer anderen Version dieser Geschichte heißt es, daß wenn es ein sehr fruchtbares Jahr gewesen sei, zwei dieser Vögel in der Spalte gefangen würden, wenn es jedoch ein mittelmäßig fruchtbares Jahr gewesen sei, nur ein Vogel und wenn es ein dürres Jahr gewesen sei kein Vogel gefangen würde.

Bei den Namen der Berge treffen wir auch auf Farben, die meistens mit dem Aussehen der Berge in Verbindung stehen, wie z.B. „al-Djabal al-Abyad“22 (der weiße oder helle Berg) im Hedschas, „al-Djabal al-Akhdar“23 (der grüne Berg) in Oman, „al-Djabal al-Ahmar“24 (der rote Berg) in Ägypten östlich von Kairo, der außerdem noch „al-Djabal al-Yakhmûm“ (der pechschwarze Berg) heißt, „al-Djabal al-Aswad“25 (der schwarze Berg) im Jemen, der „Djabal Aswad an-Nasâ“26 ( Berg der schwarzen Ader) im Hedschas und der „Djabal Aswad al-`Ayn“27 (Berg des schwarzen Auges) im Hedschas.

Die Berge können im Arabischen auch nach Gegenständen benannt werden, wie z.B. der „Djabal Schubayth“28 in der Nähe von Aleppo, der seinen Namen dem schwarzen „Schubayth“-Stein verdankt, der dort vorkommt und aus dem Mühlensteine hergestellt werden, der „Djabal Lazuward“29 in Ägypten, der nach dem dort vorkommenden Lazurstein benannt ist, der „Djabal Fahma“30 (der Kohlenstück-Berg) in Palästina, die „Djibâl al-Matârid“31 (die Lanzen-Berge) in der Arabischen Halbinsel, der „Djabal al-Kandîl“32 (der Lampen-Berg) in Mosul, und der „Djabal al-Kiswa“33 (der Kleidungs-Berg) in Syrien, der in der Nähe des gleichnamigen Ortes auf der Karawanenstraße von Damaskus nach Ägypten liegt und so genannt wird, weil der arabische Gassân-Stamm dort die Gesandten des byzantinischen Kaisers, die zu ihnen kamen, um die Kopfsteuer einzusammeln, ermordeten und deren Kleidung unter sich verteilten.

Elemente aus der Natur treten auch als Namengeber bei den Bergen auf, wie z.B. der „Djabal ath-Thaldj“34 (der Schnee-Berg) in Syrien, dessen Spitze das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt ist, der „Djabal Bi’r Mâ'“35 (der Wasserbrunnen-Berg) in Kairo, aus dem eine Quelle entspringt, der „Djabal al-Fidda“36 (der Silber-Berg) in der Nähe der Stadt Balkh in Zentralasien, der Silberminen aufweist und wegen der vielen Grabungen der Menschen dort, die die Gier nach Reichtum treibt, einem Sieb gleicht, der „Djabal Hirâ‘ “ (der Hira-Berg) in der Nähe von Mekka, wo der Prophet Mohammed seine erste Offenbarung erhielt, deren Licht den Menschen den rechten Weg weisen würde und der deshalb außerdem den Namen „Djabal an-Nûr“37 (der Licht-Berg) trägt, der „Djabal as-Samm“38 (der Gift-Berg) in Tibet, von dem es heißt, daß derjenige, der an ihm vorbeiginge, sich plötzlich schlecht fühlen würde und entweder sterben oder nur noch mit Mühe sprechen könnte, der „Djabal Abû Kubais“39 (der Berg des kleinen Feuers) im Hedschas, von dem die folgende Legende erzählt wird, daß Adam aus zwei dafür sehr geeigneten, vom Himmel auf diesen Berg fallenden Holzstücken ein Feuer schlug und deswegen dem Berg diesen Namen gab, der „Djabal an-Nâr“40 (der Feuer-Berg) in Sizilien, der „Djabal Kawkabân“41 (der zwei Sterne-Berg) im Jemen, der „Djabal al-Milh“42 (der Salz-Berg) in Balkh und der „Djabal ar-Rasâs“43 (der Blei-Berg) in Tunesien.

Die Eigenschaften der Berge sind zuweilen dermaßen auffallend, daß ihre Namen danach geprägt werden, wie z.B. der „al-Djabal al-Akra'“44 (der kahle Berg) und der in seiner Nähe befindende Berg „al-Djabal al-Asch’ar45 “ (der behaarte Berg) zwischen Mekka und Medina, der „Djabal Scha’rân“46 (der behaarte Berg wegen der vielen Pflanzen) in Mosul, der „Djabal al-Adjrad“47 (der öde Berg) im Hedschas, der „Djabal `Uwayr“48 (der Berg des Verderbens) und der „Djabal Kusayr“49 (der Berg der Zerbrechung), die sich am Meer von Oman im Jemen befinden und von den Seeleuten gefürchtet werden, der „Djabal Ku’ayki’ân“50 (der klirrende Berg) westlich von Mekka, der wegen des Waffenverkaufs und des damit verbundenen Klirrens so genannt wird, der „Djabal asch-Scharaf“51 (der überragende Berg) in der Nähe von Kairo, der „Djabal al-A’lâ“52 (der höchste Berg) in der Nähe von Aleppo, der „Djabal at-Taud“53 (der hochaufragende Berg) im Jemen, der „Djabal asch-Schaikh“54 (der grauhaarige Berg wegen des Schnees auf seiner Spitze) westlich von Damaskus und der „Djabal `Arafât“55 (der `Arafât-Berg) östlich von Mekka, wo die Mekkapilger verweilen und für dessen Benennung es verschiedene Erklärungen gibt. Eine davon ist die Folgende: Der Name „‚Arafât“ wird vom Verb “ `arafa“ (erkennen, kennen, wissen, erfahren) abgeleitet, von dem der zweite Stamm “ `arrafa“ ist (bekannt geben, mitteilen, erklären). Der Erzengel Gabriel soll Abraham die Zeremonien mitgeteilt haben, und als Abraham auf dem Berg stand, fragte er ihn: “ `Arifte?“ (Hast du sie erkannt?). Abraham antwortete mit „Ja“, wonach dann der Berg den Namen “ `Arafât“ bekam. Eine andere Version der Benennung basiert auf der Geschichte, daß Adam und Eva nachdem sie das Paradies verlassen hatten, sich dort kennengelernt hätten. Das Verb für „kennenlernen“ im Arabischen wird auch vom Verb “ `arafa“ abgeleitet und heißt im 6. Stamm „ta’ârafa“.

Eine dritte Deutung des Namens “ `Arafât“ finden wir in der Erklärung, daß die Menschen dort ihre Vergehen bekennen würden, wobei das Verb für „bekennen“ „i’tarafa“ auch von dem Verb “ `arafa“ abgeleitet wird.

Der Name des „Djabal al-Mukattam“56 (der abgehauene Berg) in der Nähe von Kairo, aus dessen Steinbrüchen die mächtigen Steinblöcke für den Bau der Pyramiden abtransportiert wurden, rührt von seiner Ödnis, oder wie die arabischen Wissenschaftler bemerken, „von der Abhauung von Bäumen und Pflanzen“ her. Die arabischen Historiker des Mittelalters überliefern für diesen Zustand folgende Anekdote: Als `Amr ibn al-`Âss, der im Jahre 640 Ägypten im Auftrage des Kalifen Omar (634-644) eroberte, und von ihm als Gouverneur ernannt wurde, in Begleitung des Patriarchen von Alexandrien am Fuße des Mokattam-Berges entlangging, sagte er zu ihm: „Wie kommt es, daß dieser euer Berg so kahl ist und keine Pflanzen hat wie die Berge Syriens? Wir sollten an seinem Fuße vom Nil einen Bewässerungskanal abzweigen und Palmen pflanzen“. Darauf antwortete der Patriarch: „In den alten Büchern finden wir folgende Legende, nämlich, daß dieser Berg mehr Bäume, Pflanzen und Obstbäume aufwies als die anderen Berge. In der Nacht, in der Gott zu Moses sprach, offenbarte Gott den Bergen: „Ich spreche mit einem meiner Propheten auf einem eurer Berge“. Als die Berge diese Offenbarung vernahmen, brüsteten sie sich alle außer dem Berg von Jerusalem, der sich senkte und Demut zeigte. Gott fragte ihn nach dem Grund für sein Verhalten, und er antwortete: „Ich tue es aus Ehrenbezeugung und Verehrung dir gegenüber, o Herr“. Daraufhin befahl Gott den Bergen, ihre Zuneigung ihm gegenüber mit ihren Pflanzen zu erweisen. Der Mokattam-Berg erwiderte diesen Befehl mit viel Eifer, indem er ihm alle Pflanzen, die er besaß, opferte bis er so kahl wurde wie er heute ist. Gott belohnte ihn dafür mit dem Versprechen: „Ich entschädige dich für deine Tat mit dem Baum des Paradieses oder der Pflanze des Paradieses“.

In der Nähe von Mekka befindet sich der „Djabal Sakar“57 (der Berg der Hölle), dessen Benennung von der großen Hitze herrührt, die mit dem Höllenfeuer verglichen wird. In Khwarizm treffen wir auf den „Djabal al-Khayr“58 (der Berg der Wohltätigkeit) , den Menschen mit chronischen Krankheiten ausuchen, dort sieben Tage verweilen, wobei sie in der dort vorhandenen Quelle jeden Tag zweimal morgens und abends baden und nach jedem Bad sich volltrinken, sodaß die Heilung bald eintritt. Der „Djabal Yaschkur“59 (der dankende Berg) in Kairo gilt als einen gesegneten Ort, an dem Moses mit Gott sprach. Er ist auch wegen der Erwiderung der Gebete berühmt.

Der „Djabal Kâsîyûn“60 (der Berg der Leidenden) in der Nähe von Damaskus wird als geheiligter Ort geehrt, der mehrere Höhlen enthält. Eine der Höhlen trägt den Namen „Höhle des Blutes“ und stützt sich auf den Glauben, daß dort Kain seinen Bruder Abel erschlagen hätte und daß der Blutähnliche Fleck dort dessen vertrocknetes Blut sei. Eine andere Höhle ist als die „Höhle des Hungers“ bekannt, von der behauptet wird, daß dort 40 Propheten verhungert seien.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Benennug der Berge, die in den arabischen Quellen des Mittelalters vorkommen, nach verschiedenen Prinzipien erfolgt. Manche Berge tragen die Namen der geographischen Orte, die sich in der Nähe befinden, oder diejenigen der Stämme, die in der Umgebung leben. Andere Berge verdanken ihre Namen Personen, die in irgendeiner Weise mit ihnen verbunden sind. Auch Pflanzen, Tiere, Farben, Gegenstände oder Elemente der Natur, die dort vorkommen, können bei der Benennung ausschlaggebend sein. Das Aussehen oder die Eigenschaften der Berge oder der durch eine Legende damit verbundene Glaube können entscheidend bei der Namensgebung wirken. Wie aus der Vielfalt der Benennung zu ersehen ist, nehmen die Berge nicht nur im politischen und wirtschaftlichen, sondern auch im sozialen und kulturellen Leben der Menschen des Mittelalters einen wichtigen Platz ein.

 


Anmerkungen

1 Siehe at-Tabarî, Târîh ar-Rusul wal-Mulûk, Kairo 1968, Band I, S.48.

2 Vgl. die Koranübersetzung von Max Henning, 1960, S. 567, Verse 30-33.

3 Siehe Yâkût al-Hamawî ar-Rûmî, Mu’djam al-Buldân, ed. Wüstenfeld, Leipzig 1866, Band I, S.1.

4 Siehe Yâkût al-Hamawî ar-Rûmî, Mu’djam al-Buldân, I, S.22.

5 Siehe Yâkût al-Hamawî ar-Rûmî, Mu’djam al-Buldân, I, S.22.

6 Siehe Yâkût, Mu’djam, II, S.694.

7 Siehe al-Kalkaschandî, Subh al-A’schâ fî Sinâat al-Inschâ, Bairut 1987, Band V, S.152.

8 Siehe Ibn al-Athîr, al-Kâmil fî t-Târîh,Bairut 1965,Bd. IV, S.561-562.

9 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, V, S.212-213.

10 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, I, S. 372; Yâkût, Mu’djam, I, S.122-130.

11 Siehe Yâkût, Mu’djam, II, S.21.

12 Siehe Yâkût, Mu’djam, II, S.34.

13 Siehe Yâkût, Mu’djam, II, S.21.

14 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.366.

15 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.558.

16 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.678.

17 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, IV, S.292; Yâkût, Mu’djam, III, S.751-752.

18 Siehe al-Makrîzî, Kitâb al-Mawâ’iz wal-I’tibâr bi-Zikr al-Khitat wal-Âthâr, Bagdad o.D., I, S.125.

19 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.578.

20 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, IV, S.256.

21 Siehe Yâkût, Mu’djam, II, S. 21-22; al-Kalkaschandî, Subh, III, S.313.

22 Siehe Yâkût, Mu’djam,I, S.109.

23 Siehe Philip K. Hitti, History of the Arabs, London 1967, S.15.

24 Siehe al-Makrîzî, Hitat, I, S.125.

25 Siehe Yâkût, Mu’djam, IV, S. 39.

26 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.271.

27 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.271.

28 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.257.

29 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, III, S.343.

30 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, XIV, S.446.

31 Siehe Yâkût, Mu’djam, IV, S.562.

32 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.298.

33 Siehe Ibn al-Athîr, al-Kâmil fî t-Târîh, XII, S. 145; Yâkût, Mu’djam, IV, S.275.

34 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, IV, S.88-89.

35 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, III, S.426-427.

36 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S. 743, II, S.22.

37 Siehe F. Günel, „Hira“, Diyanet Vakfý Ýslam Ansiklopedisi, Band 18, S.121-122.

38 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.820.

39 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.101-103.

40 Siehe Ibn al-Athîr, al-Kâmil, VI, S.339.

41 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.327.

42 Siehe at-Tabarî, Târîh ar-Rusul, VII, S.115.

43 Siehe Yâkût, Mu’djam, II, S 935.

44 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.336.

45 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.279, 336.

46 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.298.

47 Siehe Yâkût, Mu’djam, I, S.134.

48 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, III, S.256.

49 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, III, S.256.

50 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, IV, S.253.

51 Siehe al-Makrî zî, Hitat, I, S.125.

52 Siehe Yûkût, Mu’djam, II, S.672.

53 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.65-66.

54 Siehe Hitti, History of the Arabs, S.215.

55 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.646-647.

56 Siehe al-Makrîzî, Hitat, I, S.123-125; al-Kalkaschandî, Subh, III, S. 340-341; Yâkût, Mu’djam, IV, S. 607-609.

57 Siehe Yâkût, Mu’djam, III, S.101.

58 Siehe al-Kalkaschandî, Subh, IV, S.452.

59 Siehe al-Makrîzî, Hitat, I, S. 125, II, S.265.

60 Siehe Yûkût, Mu’djam, IV, S.13-15.